Viktor Eduard Prieb - Literatur
Poesie
Aus meinem im Jahre 2024 verlegten poetischen Sammelband
"Die erhabene Sprache der Liebe"



Der Sonettenkranz „Zu Len“
(jambischer Hexameter – der Alexandriner)
aus der Reihe "Die Nachklänge"

Mai - Juli 2014, Berlin-Wilmersdorf

I
Mit Leichentuch umhüllt die Stille uns're Liebe,
Erstarrt' in Adern Blut, verstummte Musen Ruf.
Erinn'rung lebt in mir, vom Liebestraum getrieben,
Von dem, was uns geschah, als schlug Pegasus Huf.

Ich lebe ohne Licht, von dir wie ausgegliedert,
Im Schatten dessen nun, was auf die höchste Stuf'
Erhob uns in Glücksstund', und leckt die Wunden wieder
Die Liebe in der Nacht, gestürzt in tiefe Kluft.

Es gibt viel Schmerz in Brust, doch gar nichts vom Verbittern,
Die wunden Narben nur vom Streichen Aphrodite,
Des Schönheitsideals, des Wellenschaumgesichts.

Ich danke dir dennoch vom Herzen eines Ritters,
Der Liebesspuren folgt trotz all erlitt'nen Tritten,
Erleb' sie immer neu, wenn auch aus Träumen Sicht.
*
II
Erleb' sie immer neu, wenn auch aus Träumen Sicht,
Doch irgendwo lebst du mit Leib und Seele weltlich.
Das gibt mir einen Grund, zu suchen nach Gedicht
Für dich, für mich, für uns, wo Liebe ist unsterblich.

Wo es Selbsttäuschung gab, doch keinen Grund zur Trennung.
Der Anlass war für dich, die Liebe selbst im Herz,
Zu zieh'n für immer an die Maske Melpomene,
Zurückzulassen mir Erinnerung und Schmerz.

Jongleur von Dichtungen, der Träumenhalter, ich,
Verneiner jeden Grolls, Bejaher jeden Lichts,
Sah viele Träume schon in meinem Chaosleben.

Doch einen nur gibt's jetzt, den ich in Nacht erlebe.
Wie wenig Sinn bringt Tag, wie viel Getu' mit sich,
In meiner Brust pulsiert Erinnerung an dich.
*
III
In meiner Brust pulsiert Erinnerung an dich,
Als Seelenideal bleibst ewig du für mich.
Mich faszinierst bis jetzt du mit der klugen Güte,
Nach Liebe nur zu dir ist mir noch jetzt zumute.

Nach dir, die damals kam mir lindern Schmerz im Stillen,
Dabei nahmst du mir weg den allerletzten Willen.
Doch dir zu geben Schuld an meinem Schicksal jetzt,
Wär's keine Liebe mehr, nur noch ein böser Scherz.

Du gabst mir endlich Sinn, Verständnis meines Glückes,
Nach dem ich suchte lang in meinen Sinneslücken,
Und schenktest Paradies, sein öffnend Eingangstor.

Du warst seelenverwandt, das kannt' ich nie davor,
Verließt dann mich zu früh trotz deiner Gegenliebe.
Nur York bleibt mir jetzt hier, New blieb auf Wolke Sieben.
*
IV
Nur York bleibt mir jetzt hier, New blieb auf Wolke Sieben.
Europas alter Kram – Sonetten-, Heldenkranz –
Gibt mir Romantik her, verblendend mich mit Glanz,
Wie es Godiva tat, entblößt aus Menschenliebe.

Antike Städte hier und dort die Kaiserkrone,
Goetz von Berlichingen – der Anstand, Treu' und Ehr',
Shakespeares und Goethes Spur, Verrat in Liebe, Schmerz
Vom Prinzen Dänemarks, der Jugend von Verona.

Die Loreley am Rhein – der sich're Tod im Fluss,
Baron Münch-ha-u-sen – Verfechter jener Lust,
Verherrlicher der Mär, der Lügen übertrieben.

Ich sehnte mich danach, noch lebend im Verdruss,
Und sucht's mein Leben lang, doch fand es erst zum Schluss.
Erfinder Geister nur in wilden Liebestrieben.
*
V
Erfinder Geister nur in wilden Liebestrieben
Versuchte ich am Zopf zu packen mein Schicksal.
Doch fang nur Moiras Schwanz auf blöder Jagd diesmal,
Als Harlekin und Depp bin ich zurückgeblieben.

Als Eunuch fing ich an im Harem bei Sultan,
Und ende als Sultan im Harem meiner Träume,
Erlebte Freuden ich, doch jetzt muss Bühne räumen,
Ob ich die Freuden gab, fragt lieber beim Wotan.

In Asien begann mein Weg durch böse Fügung,
Europa stell' am End' mein Leben zur Verfügung.
Ich hab' die Welt durchquert, all Grenzen durchpassiert.

Ich hab' Olymp gestürmt auf Suche nach Vergnügen.
Der Zeus verließ Olymp, denn auf den Liebesflügeln
Ringt' um Europa er, verführte es als Stier.
*
VI
Ringt' um Europa er, verführte es als Stier,
Obwohl er bracht' zur Welt die schöne Aphrodite.
Den Göttern von Olymp kann niemand was verbieten,
Den Stieren bleibt's nicht viel, nur Gras zum Spaß vom Tier.

Er war Dione satt und jagte die Chimäre,
War hinterm Löwenbock und hinterm Schlangenschwanz.
Er schwamm durchs Mittelmeer, verfolgend seine Chance.
Durch neuen Glauben er erlebt' Olymps Misere.

Ans Kreuz gekettet wir wie Rud'rer auf Galeeren,
Vergaßen schnell Olymp, die Liebe von Hetären.
Auf Erde leben wir mit Paradies in Sicht.

Dabei erleben meist nur Elend, Krieg, Cholera.
In Wolken schwebend hoch, in seinen Himmelssphären,
Lässt uns der liebe Gott allein damit im Stich.
*
VII
Lässt uns der liebe Gott allein damit im Stich
Die Götter können nicht begreifen Menschen Gähren.
Mann-Gott sucht ewig lang nach geistigem Begehren,
Die Göttin-Frau indes lässt nicht begehren sich.

Von einem Mann begehrt, will sie nur Harmonie,
Und zwar in Wirklichkeit, im Alltag sucht sie Wonne.
Sie ist vielleicht bereit, zu steigen bis zur Sonne,
Doch Liebe unten sucht und findet selten sie.

Verantwortung in sich trägt sie seit Höhlenzeit
Für Nachwuchs, Feuer, Fraß und noch viel mehr derzeit.
So ist gefangen sie in ihren eig'nen Trieben.

Dabei versteht der Mann, der Jäger und Versorger,
In Netzen suchend Fang, an sich nicht ihre Sorgen.
In Frau seh'n wir den Fang, das Opfer Jägerhiebe.
*
VIII
In Frau seh'n wir den Fang, das Opfer Jägerhiebe.
Der Mann begreift so nie geheimnisvolle Seel',
Die uns zur Liebe ruft und zum Begehren wirbelt,
Bis Pragmatismus dann die Hoffnung tötet schnell.

Wir leiden drunter blind, selbst Opfer dieses Loses,
Und finden nicht zurück, den wahren Weg dahin,
Wo ohne Liebe man verteilte Rollen böse,
Auch nicht den Weg nach vorn, wo Liebe nur macht Sinn.

Zur Synergie führt sie, die schnell zusammenführt
Zwei echt verwandten Seel'n, wo reich wird jeder drin,
Wo jeder nicht für sich, für zwei spricht Liebesschwur.

Zwei leuchten wie Pulsar, die Liebe führt sie hin,
Zum schöpferischen Geist, wo stehenbleibt die Uhr.
Ergötz' an Liebe mich, wenn sie pulsiert in mir,
*
IX
Ergötz' an Liebe mich, wenn sie pulsiert in mir.
Von deinem grellen Licht ich explodiert' in Liebe,
Als ich versank in dir, von ihr in Wahn getrieben,
Trank den Amors Nektar, ersoff im Glück – in dir.

Genuss der Liebeszeit ich zu erleben schien
Und folgte deiner Spur, erleidend viele Hiebe,
Besprüht mit meinem Blut der Liebe zarte Triebe,
Bewahrte den Altar, ihn schützend vor Routin'.

Verzweifelt im Versuch, zu kommen zum Beginn,
Ich bade mich darin, wie früher Archimedes,
Und such' nach Heureka, nach veritas in vin'!

Die Liebe treibt in Wahn, in dem ich gerne bin,
Mit Zärtlichkeit einst lockt, bald zeigt den ganzen Spleen,
Bald explodiert ins All wie Nebel Andromeda.
*
X
Bald explodiert ins All wie Nebel Andromeda
Und ich verschwind' erneut in meinem Traum darin.
Doch dann dasselbe Spiel, die Liebe ist dahin,
Sie bringt mir wieder Gram und ich bin wieder ledig.

Sie ist Toreador Corridas aus Toledo,
Ich bin Jupiter-Stier, der, suchend nach Gewinn
Und überströmt vom Blut, mit rotem Lappen ringt,
In Sand die Hörner steckt, durch Nackenstich erledigt.

Mit Schicksal spiel'n Roulett, wo man Kopf legt sofort
Auf den Pistolenlauf, nicht wissend Ladung dort,
Für Liebe und für Frau, begehrtes Gift für Stier.

Die Liebe bringt Amor, der mich mit Pfeil durchbohrt,
Sie blitzt und donnert drin, bis sie, erschreckt durch Wort,
Erneut schrumpft voller Angst, wie das Plejad'n Gestirn.
*
XI
Erneut schrumpft volle Angst, wie das Plejad'n Gestirn.
Verliebte Seele schwebt in einem Raum voll Sterne,
Im Traum verweilt sie mehr, somit in weiter Ferne,
Wie im Dryaden Wald, im schrecklichen Gewirr.

Wie schwer ist Weg nach vorn, wenn's keinen gibt zurück,
Wie glücklich schätz' ich den, wer ging statt hier zu fristen.
Ein Leben ist absurd, wenn's steht nur auf der Liste,
Wenn Liebe man nicht lebt, nicht heilig ist im Glück.

Wie viele Seel'n der Welt erkennen die verwandten,
Verwandte Seelen sind dagegen kaum bekannt uns.
Wie niedrig ist ihr Wert, wie eng sind sie gerückt.

Ich suchte stets danach, dem hinterher stets rannte,
Bis ich in dir es fand, an Kontinenten Kante.
Lieb strahlten Augen mir und dein verliebter Blick.
*
XII
Lieb strahlten Augen mir und dein verliebter Blick.
Den Ewigkeitsmoment sie schenkten mir im Leben,
Zwölf Tage voller Glück, Vollkommenheitserlebnis,
Gab'n meiner Existenz des Sinnes Riesenstück,

Mit dir das Weihnachtsfest, markiert' per Ma-us-klick,
Der Liebe Untergang nach Leidenschaften Beben,
Für immer Lebewohl nach uns'rem Glückesstreben.
Nach meinem Flug zurück verflog der Augenblick.

Versetzt seitdem in Trance, führ' ich mit dir nur Reden.
Wie damals halte ich mein Kreuz in Händen fest
Und feiere allein ab nun das Liebesfest.

In Versen fand mein Maß, Trochäus, Anapäst,
Die Augen werden jetzt für meines Lebens Rest
Erscheinen vor mir noch, erhebend mich zum Eden.
*
XIII
Erscheinen vor mir noch, erhebend mich zum Eden,
Gazellen Augenlicht, mit ihm das Glück, der Schmerz,
Mit Buddhas Kloster drin, mit Abschied ohn' zu reden,
Mit uns'rem langen Chat, mit Liebe bis zuletzt.

Zweihundert Seiten voll der Internetromanze
Entstanden zwischen uns bei Chat in jeder Nacht,
Getrennt durch Ozean und durch diverse Grenzen.
Sie bleiben mir ab nun in ihrer ganzen Macht.

Das war nach mein' Gefühl die Liebe des Jahrhunderts,
Für dich war es vielleicht Verliebtheitsaugenblick.
Du sahst mich nicht als Mann, warst in Person verliebt.

Verliebtheitsaugenblick, um zu verlängern Wunder,
Ich gäbe alles her, nur niemals dich, mein Glück.
Nichts kommt aus Letha doch, für uns kehrt nichts zurück.
*
XIV
Nichts kommt aus Letha doch, für uns kehrt nichts zurück.
Ich fürchte im Moment entsetzlicher Verzweiflung,
Die Musen Gabe jetzt zu schmälern, zu bezweifeln.
Die Gabe, die ich fand im Glücke deines Blicks.

Ich spinne seit Geburt den Faden meines Lebens
Und trotzdem freue mich für Moiren, ihren Stich.
Ich liebte Nona gleich, lang mit Dezima schlief,
Auf Morta warte nun, auf Hölle oder Eden.

Die Tiefen kenne ich, Gewitter, Hagel, Sturm.
Die Liebe kam herab, der Götter Eigentum,
Und, allem Gram zum Trotz, ich werde wieder lieben.

Fließt alles und vergeht, so auch verstummtest du.
Wie ich vermisse dich, wie Stille mich verdummt.
Mit Leichentuch umhüllt die Stille uns're Liebe.
*

Das Meistersonett-Akrostichon

XV
Mit Leichentuch umhüllt die Stille uns're Liebe,
Erleb' sie immer neu, wenn auch aus Träumen Sicht,
In meiner Brust pulsiert Erinnerung an dich,
Nur York verbleibt mir hier, New blieb auf Wolke Sieben.

Erfinder Geister nur in wilden Liebestrieben,
Ringt' um Europa er, verführte es als Stier.
Lässt uns der liebe Gott allein damit im Stich.
In Frau seh'n wir den Fang, das Opfer Jägerhiebe.

Ergötz' an Liebe mich, wenn sie pulsiert in mir,
Bald explodiert ins All wie Nebel Andromeda,
Erneut schrumpft voller Angst, wie das Plejad'n Gestirn.

Lieb strahlten Augen mir und dein verliebter Blick.
Erscheinen vor mir noch, erhebend mich zum Eden.
Nichts kommt aus Letha doch, für uns kehrt nichts zurück.

* * *