Viktor Eduard Prieb - Literatur
- Prosa

"Wall Street Institute - the school of English"
(ein Erzählung-Witz von einem Ex-studenten of the school)



Ich bin heute hingegangen und zu einem Studenten geworden! So steht es auch in meinem neuen Dokument: „Student Dr. Viktor Prieb“, und zwar beim „Wall Street Institut – school of Englisch“.

Ich hatte ja schon jahrelang vor, dies zu tun, und habe es nicht fertig gekriegt, der Trottel! Aber heute habe ich mich überwunden und ging direkt dorthin, fünf U-Bahnstationen zu Fuß, weil Busse und U-Bahnen fahren heute bei uns in Berlin nicht. Sie haben ihren Streik schon wie-der! Ich wollte mich zunächst erkundigen wie, was und zu welchem Preis.

Aber dort! Die Mädels nahmen mich so was in den Handel! Gleich an der Schwelle schlug mir ein Mädchen mit gutem Deutsch und mit ei-nem noch besseren englischen Akzent vor, einen Fragebogen auszufül-len und ein Tässchen Kaffee zu trinken. Ich stimmte so königlich wie ein Kunde eben der Tasse Kaffee zu und fragte sie, ob ich meine Jacke aus-ziehen dürfe, weil es bei ihnen dort ein bisschen zu warm war. Sie war ohne Weiteres damit einverstanden. Ich zog meine Jacke aus, bei der ein Ahornblatt auf der Innenseite auf dem Futter abgebildet ist. Sie wurde in diesem Moment fast ohnmächtig und schrie:

„Das ist doch Kanada! Und ich bin von dort, aus Kanada!“

Ich fühlte mich plötzlich beschämt wie ein erwischter Lügner und sagte:

“Eigentlich bin ich nie in Kanada gewesen... Ich habe die Jacke hier, in Berlin, bei ‚Tchibo’ gekauft.“

Aber sie verziehe mir dies sofort, obwohl noch ein paar Minuten, so-lange sie mir Kaffee kochte, in so einer nostalgischen Trance blieb. Ich erkenne jetzt so etwas, weil ich selbst in so eine Trance verfalle, falls ich in Nachrichten oder in irgendeinem Film das Wort „New York“ höre oder seine Wolkenkratzer sehe.

Als sie dann, nachdem sie mir Kaffee gebracht hatte, aus dieser Trance wieder zu sich kam und in meinem Fragebogen las, dass ich Physiker bin, verfiel sie in diese, aber diesmal in eine andere Trance wieder. Sie begann mich daraufhin mit den Fragen über Drehmomente in Verbindung mit Eiskunstläuferinnen und ihren Drehgeschwindigkei-ten zu bombardieren!

Während ich ihr meine Erinnerungen über dieselbigenen zusammen-zukratzen versuchte, riet sie ein anderes Mädchen, die Beraterin, denn sie selbst hatte einfach an der Rezeption gesessen, um Kunden zu be-grüßen. Die Beraterin, so etwa 25-30 Jahre jung, kam und sagte mir:

„Herr Doktor Prieb!? Hallo! Und ich bin Mina! Darf ich dich duzen? Wir duzen uns alle hier...“

Ich war natürlich wie vom Blitz getroffen: Ich überrasche doch selbst immer alle meinen Leserinnen, die mir schreiben, mit meinem „Du“ und dem darauffolgenden Angebot, uns gleich gegenseitig zu duzen. Und nun bitte schön! Ein Mädchen duzt mich gleich auf der Stelle! Ich sagte daraufhin so munter und locker, wie es mir unter diesen Umständen nur möglich war:

„Und ich bin Viktor... Und überhaupt! Dies ist normalerweise nicht deine, Mina; Methode, alle zu duzen, sondern meine! Gewesen jeden-falls, bis du mich somit überfahren hast...“ – versuchte ich noch meine Priorität in dieser Frage zu verteidigen.

„Na dann, Viktor, komm bitte in mein Büro“ – sagte sie einladend lächelnd.

Wir gingen in ihr Büro rüber:

„So ein bescheidenes Bürochen...“ – sagte Mina etwas kokett.

Ich antwortete, um mit meinem üblichen Charme etwas am Boden nach den ersten Blamagen zu gewinnen:

„Ein sehr sogar nettes Bürochen.“

Sie studierte meinen Fragebogen, wo darüber geschrieben stand, wo und wann ich das letzte Mal Englisch lernte, und verfiel auch in die hier anscheinend übliche Trance:

„Wow! Du bist aus Sibirien! Und unsere Filialleiterin ist auch aus Moskau!“

„So gut kann sie, diese aus Moskau, sowohl Deutsch, als auch Eng-lisch sprechen, was?“ – fragte ich verwundert.

„Na ja, sie ist hier bereits seit neun Jahren und hat davor in den USA gearbeitet... In neun Jahren hat sie eine Menge erreicht!“

„Na also,“ – sagte ich – „deswegen bin ich auch zu dir gekommen, um genauso gut wie deine Chefin sowohl Russisch, als auch Deutsch und Englisch sprechen zu können! Kannst du mir dies hier gewähren? Ich meine mit dem Englisch, natürlich.“

“Gleich erzähle ich dir alles!“ – sagte sie.

Sie erzählte mir alles, ich lernte sie und ihre Methodik sehr sogar zu schätzen und loben und fragte sie:

“Und wie teuer?“

“Oh! Das ist kompliziert bei uns,“ – antwortete sie und guckte dabei nachdenklich auf die Decke – „weil dies alles bei uns persönlich ange-passt wird, wie ein Anzug beim Schneider. Ich muss zunächst feststel-len, wo du bist. Im Sinne auf welcher Stufe. Dann muss ich wissen, auf welche Stufe du gelangen willst, und erst dann kann ich dir ein Angebot machen. Und dafür gehen wir schon mal zum Test.“

Wir gingen zum Test in einen Computerraum rüber. Sie erklärte mir, dass man dies und jenes in vier Kategorien: Grammatik, Hörens- und Leseverständnis und noch irgendwelche, anklicken solle, und ließ mich mit dem Computer allein.

Ich guckte auf den Bildschirm, dort waren vier kurze Worte in einem Fenster, und, Hauptsache, alle richtig geschrieben. Ich dachte mir:

„Was das für eine Quatsch-Grammatik! Vielleicht ist doch irgendein Wort falsch geschrieben und ich weiß es einfach so genau nicht...“.

Klickte sicherheitshalber eins der Kürzesten aus den vier angebote-nen Wörtern wie „no“ zum Beispiel an. Nach ungefähr fünf Minuten merkte ich, dass es oben noch ein schmales Fensterchen gab, in dem ein Satz mit drei Pünktchen an irgendeiner Stelle zu sehen war. Wenn ich irgendein Wort wie „no“ zum Beispiel anklickte, erschien in diesem schmalen Fensterchen sofort ein neuer Satz mit drei Pünktchen, wäh-rend in dem unteren Fenster vier neue Worte erschienen, aus denen ich die richtige Grammatik auswählen sollte.

Na da begriff ich natürlich, was die Sache war. Das war ja mir geläu-fig und ist auch gar nicht so schwer, aber nur dann eben, wenn man es sieht! Danach fing ich an, richtige Worte anzuklicken, wenn auch nicht gerade die Kürzesten wie "no" zum Beispiel. Ich war ja in der englischen Grammatik immer einigermaßen gut gewesen.

Langer Rede kurzen Sinn, war ich im Ergebnis in der Grammatik am schlechtesten, im Hörverstehen am besten. Bestimmt war das Letztere dabei den dunklen New-Yorkern aus Bronx zu verdanken, mit denen ich mich bei meinen Tagesausflügen dort zu unterhalten pflegte.

Ich war ja vor kurzem auf Liebeswegen in NYC gewesen und machte dort solche Spaziergänge auf dem Broadway in der Bronx über meine nächste Umgebung in Riverdale, während meine Freundin nach unseren schlaflosen und stürmischen Nächten tagsüber in ihrem Institut zu ar-beiten hatte. Die netten schwarzen Hauswarte mochten es gerne, mich gleich nach dem ersten Wortkontakt zu ihrem “Brother" zu erklären! Das empfand ich mit meinem sehr mäßigen Englisch als große Ehre.

Also bestimmte mich Mina auf die dritte Stufe von der Null an (nach oben meine ich), obwohl ich sie davor ein wenig dafür gerügt hatte, dass sie mir vorhin über diese Falle mit dem oberen Fensterchen nichts ge-sagt hatte:

“Ich habe ja dieses verdammte Oberfenster überhaupt erst in der Testmitte entdeckt und du hast mir nichts darüber gesagt!“

Sie gleich in den Schützengraben:

“Aber du hast mich doch darüber gar nicht gefragt!“

„Na entschuldige mal bitte! Was hätte ich über das Scheißfenster-chen fragen können, wenn ich dieses gar nicht gesehen habe!“

So hatten wir ein wenig gestritten, es ist ja immer leichter mit Schimpfen und Streiten, wenn man miteinander duzt. Dann fragte sie:

„Willst du es wiederholen?“

Ich gleich friedlich:

„Nö-ö-ö! Genug gelitten, mir reicht’s!“

“Es ist auch richtig so, denn du kannst dich jede Zeit umstufen las-sen, wenn es dich stört. Der Test ist ja bei uns umsonst. Der ist ja nur getan, damit ich dir dieses Angebot machen kann. Aber dafür musst du mir jetzt auch noch sagen, wo du hinwillst. Im Sinne, auf welche Stufe.“

Ich sehr hilfsbereit:

“Ich will dorthin, im Sinne von Stufen, wo ich mich mit den Negern auf der Straße in New York frei unterhalten könnte. Ich lernte sie vor Kurzem kennen und mögen und will sie über ihr afro-amerikanisches Leben ausfragen, gleichzeitig natürlich ihnen auch über mein russisch-deutsches Leben erzählen.“

Sie verfiel wieder in diese Trance und küsste mich fast:

“Mensch hast du Glück!“

“Etwa“ – dachte ich – „wieder in Lotto gewonnen? Im Sinne vom Schicksalslotto, wie es in meinem Roman über den ‚Lottogewinn’ von Russlanddeutschen heutzutage mit ihrer Nationalität geschrieben steht, und nicht vom üblichen Geldlotto.“

“Wir haben gerade für diesen Februar so ein Angebot wie bei McDo-nald: ‚All you can eat’ (‚zahl im Voraus und friss, bis du platzest’ heißt es ins Deutsche übersetzt). Bei uns heißt es: ‚All you can learn’! Du zahlst also für ein Halbjahr im Voraus unseren Angebotspreis und kannst lernen, bis du umkippst, bis welcher auch immer Stufe du dich durchkämpfst! Und darüber hinaus gibt es in unserem Angebot ein Flugticket nach New York hin und zurück, welches du ab 1. März und bis zum nächsten Jahr einmal benutzen kannst. Deswegen bin ich fast vom Hocker gefallen, als du mir über dein Ziel, über New York gesagt hast.“

“Ach so!“ – freute ich mich – „Und ich dachte schon, dass du beim Wort ’Neger’ fast vom Hocker gefallen bist. Ich habe von meiner Freundin dort mal gehört, dass es nicht auf Amerikanisch sei. Oder un-terrichtet ihr hier Amerikanisch nicht? Nur Englisch und dann mit so einem Englisch auch noch auf so ein Risiko-Reise nach Amerika schickt!“

Sie schmunzelte und kicherte irgendwie die ganze Zeit auf all meine Empörungen und Andeutungen, wodurch ich mich wieder ein bisschen wie ein König fühlte, der doch noch etwas besitzt, wenn auch die Krone bereits verloren hat.

Nun haute sie plötzlich den Vertrag auf den Tisch, sodass ich mich sogar erschreckte. Ich habe zwar immer noch eine gute Reaktion und bin überhaupt freiwillig mit festem Vorsatz hier hergekommen, ein neu-es Leben anzufangen. Das alles, vom Übergang auf „du“ und zwar von der ersten Sekunde an bis zum Vertragsabschluss, ging aber sogar für mich etwas zu schnell!

„Ich komme am Montag wieder, benötige eine Denkpause!“ – schrie ich fast panisch, die hypnotische Wirkung von Mädchen, auf mich je-denfalls, gut wissend.

„Was gibt’s hier noch zu denken?“ – zeigte sich Mina enttäuscht – „Falls du etwas nicht verstanden hast, erkläre ich dir dies alles erneut: Über ‚All you can eat’ und auch über den Ticket nach New York oder über alles, was du sonst willst!“

„Nein!“ – versuchte ich mich zu widersetzen – „Ich habe alles sehr gut verstanden, besonders über ‚All you can eat’! Gerade deswegen will ich auch erst nachdenken, ‚How much I can eat’ überhaupt! Sonst klingt’s ja verlockend, alles bezahlt und verfügbar, und dann esse ich zu wenig auf. Ich bin zwar alleinlebender Mann, habe aber eine große Fa-milie. Mit ihr muss ich noch reden. Vielleicht wird sie mich mal brau-chen, während ich hier jeden Tag acht Stunden lang ‚essen’ werde, wie ich’s vorhabe!“

“Nein!“ – widersetzte sich Mina – „Acht Stunden lang darf man nicht lernen, auch noch jeden Tag!“

„Wieso nicht? Du hast ja gerade gesagt, soviel ich will, auch zeitlich – während der ganzen Öffnungszeit von 9 bis 21 Uhr!“

“Das schon, aber wir empfehlen es nicht, so viel zu "essen". Es wird dann nicht vollständig verdaut! Wir empfehlen zwei Mal die Woche, je vier Stunden lang! Das ist Erkenntnis aus unserer reichlichen Erfah-rung!“

„Ihr habt ja diese Erfahrung mit durchschnittlichen Studenten ge-macht, was?“ – gab ich nicht auf – „Ich bin aber viel mehr als ein durchschnittlicher "Esser" und auch noch sehr tüchtig! Und überhaupt! Mein Magen kann Stahlnägel verdauen, geschweige denn von deinem Englisch!“

“Na wenn du sogar doppelt überdurchschnittlich tüchtig bist,“ – be-rechnete Mina überzeugend – „bleibt dir immer noch genug Zeit für die anderen Dinge!“

„Egal,“ – widerstand ich stur weiter – „ich will am Montag kommen und Basta! Muss noch meine Finanzen genauer einschätzen!“

„Erzähl mir bloß nicht, dass du deine Finanzen nicht aufs Genaueste kennst! Aber wie du willst.“ – gab Mina überraschend nach – „Nur muss ich dir dann einen Termin für den Montag ausmachen. Denn ich gehe am Montag in Urlaub, sodass dich am Montag meine russische Chefin empfangen wird. Sie hat allerdings einen sehr dicht gefüllten Terminkalender.“ – und begab sich in den Computer – „Außerdem, es sind nur noch fünf Tickets nach New York übriggeblieben, während das Angebot preismäßig das gleiche bleibt, wenn auch ohne diesen Ticket...“

„Na das ist schon eine Erpressung!“ – empörte ich mich jetzt richtig – „Dann ist es mir auch mit New York scheißegal! Von Negern habe ich auch hier in Berlin genug! Bei mir um die Ecke ist ein Schuster, der auch Englisch besser als Deutsch spricht!“ – ging ich auf ihre Erpres-sung äußerlich nicht auf. Ich ertrage und dulde es nämlich nicht, von jemandem erpresst zu werden! Innerlich aber steigt die geizige Anspan-nung rapide, während die Widerstandsfähigkeit genauso rapide sinkt – „Andererseits, was klammere ich so an diesem Scheißmontag?“ – siegte schließlich mein geiziger innerer Schweinehund.

"Das weiß ich auch nicht, wieso du dich so an diesem Montag klammerst. Vielleicht vertrauest du mir nicht? Du hast alles verstanden, weißt alles, aber spielst mir hier einen Feigling vor.“

Das war schon ein Schlag unter die Gürtellinie und ich brach in mei-nem Widerstand zusammen:

“Was ist mit deinem Urlaub? Bleibst du in Berlin oder fährst du ir-gendwohin?“

„Ich fahre mit meinem Freund nach Nürnberg, muss mich ein Stück-chen erholen.“ – freute sich Mina für meine Einweichung.

„Ich hab's mir schon gedacht, dass du eine Fränkin bist.“ – gab ich mich, ihre schwarzen Haare und blauen Augen anschauend, mit meinen Kenntnissen über die deutsche Geographie und Ethnographie an, um ihre Selbstsicherheit etwas zu erschüttern.

„Wieso das denn?“ – empörte Mina sich diesmal wirklich – „Ich bin waschechte Berlinerin!“

„Ach so! Na dann, zwei Berliner müssen zu einander halten und ei-nander vertrauen! Gib diesen Vertrag mit allen von uns besprochenen Details her!“ – entschied ich mein Studenten- und ihr Urlaubsschicksal, wie den gordischen Knoten durchgeschlagen.

Und so ging ich nach zwei Stunden aus dem Wall Street Institut als Student hinaus! Für einen Studenten aber viel zu aufgeregt: Die Nerven sind anscheinend ganz unbrauchbar geworden! Aus dieser Aufregung her lief ich nach Hause wieder zu Fuß sogar, obwohl der Streik inzwi-schen vorbei war und die U-Bahnen verkehrten bereits wieder. Und so-gar im Bogen gelaufen: über Ku’damm bis zu meiner Straße und dann runter bis zu meiner Tür. Unterwegs verfasste ich die ganze Zeit diese Geschichte im Kopf. Zuhause setzte ich mich am Schreibtisch hin, um die Geschichte niederzuschreiben und, erst als ich fertig war, beruhigte ich mich ein wenig wieder.

Am Montag, um 1 p.m., gehe ich hin. Es ist der erste von Mina fest-gelegte Einführungstermin: Lehrbücher holen, Lehrplan zusammenstel-len usw. Aber bevor ich mich noch zum Schreiben hinsetzte, rief mich meine Tochter an. Sie bräuchte mich am Montag, um 3 p.m., mein En-kelsohn habe einen Termin beim Zahnarzt und ich solle währenddessen auf meine Enkeltochter zu Hause aufpassen.

An dieser Stelle überlegte ich eine Sekunde nur und meine Tochter fragte mich mit Verwunderung:

„Hast du irgendwelche Termine oder was?“

Ich erzählte ihr über meinen Studententum und darüber, dass ich ab jetzt bei ihr auch am besten feste Termine im Voraus wissen solle, damit ich mein Englisch erfolgreich "essen" könne.

Sie begann, wie immer bei solchen Situationen, wenn jemand auf ihre Bitte nur noch eine Sekunde zögert, – Na ganz ich! – mir zu erklären, dass sie in der Tat meine Hilfe gar nicht bräuchte und ich nicht kommen müsse. Ich antwortete, dass ich am Montag, um 3 p.m., selbstverständ-lich bei ihr sein werde! Erstens, es soll dort, im Institut, nicht so lange dauern. Zweitens, ich bestimme dort meine Termine, wenn ich schon so viel ich will essen darf und für alles bezahlt habe. Und wenn ich also nicht will, werde ich es eben nicht tun. Oder werde es, wann ich will.

Ich hatte ja Mina gesagt, dass wir bis zum Montag abwarten sollten, bis mich meine Tochter anruft. Und – zum Teufel! – scheiß drauf, auf diesen New York! Na was soll’s – ein Student eben!

"Student", Berlin, 4. Februar 2008



Minas Kommentare nach der Lektüre dieses Erzählung-Witzes:

Genial geschrieben, Viktor, deine WallStreet-Institut-Erzählung, auch wenn manches in dieser so nicht ganz stimmt...

und blaue Augen habe ich auch nicht ;-)

Die schwarzen Menschen sollte man heutzutage oder überhaupt nicht mehr als "Neger" bezeichnen, aber das ist sicherlich nicht boshaft ge-meint ;-)

Ansonsten – schreiben kannst du, obschon – komme ich dabei wirk-lich gut weg???!!!

In jedem Fall musste ich sehr schmunzeln beim Lesen. Danke dir da-für.

Mina Donner, Berlin


Liebe Mina,

deine Antwort und deine Kommentare haben mich sehr erfreut, dan-ke! Zu deinen Bemerkungen:

Das ist schließlich ein belletristisch-erzählerischer Witz, der eher meine Emotionen und unsere entspannt-freundliche Atmosphäre vor dem Hintergrund unseres "harten geschäftlichen Handels" wiedergibt und kein Protokoll unserer geschäftlichen Sitzung ist, wo alles drin wortwörtlich stimmen muss.

Und du hast sehr schöne Augen, egal welche Farbe sie aufweisen, weil sie vor allem sehr gutmütig strahlen! Das, mit schwarzen Haaren und blauen Augen bei Franken, habe ich mir offensichtlich "ethnogra-phiemäßig" eingebildet, ohne tatsächlich davon Ahnung zu haben.

Die Menschen, welche schwarze Haut haben, wurden von Spaniern Neger genannt, weil "negro" im Spanischen (Lateinischen) "schwarz" bedeutet. Mehr auch nicht! Mehr kommt es rein von dem rassistischen Gefühl, mit welchem es gesagt wird.

Um dieses Gefühl zu betonen, sagten die US-Amerikaner zu ihrer "rassistischen" Zeit "Nigger", was jetzt, wo sie ihren Rassismus angeb-lich abgelegt haben, zu diesem Political Correctness geführt hat, ihre früheren Sklaven als "Afroamerikaner" zu bezeichnen und somit sich so weit wie möglich von diesem rein amerikanischen Schimpfwort "Nig-ger" zu distanzieren.

Das bedeutet aber schon wieder nichts anderes als die Betonung de-ren negroiden Rasse – immer noch geltender, wissenschaftlicher Begriff, wäre der Begriff abgeschafft worden, woher soll dann der heutzutage so in Mode gekommene Begriff "Rassist" hergeleitet werden?

Wenn man wirklich ehrlich nicht rassistisch gewesen wäre, wie ich es bin, hätte man sie einfach als Amerikaner bezeichnen und gar keinen Unterschied zwischen weißen, roten, schwarzen, halb-schwarzen und sonst noch welchen Amerikanern machen müssen. Ansonsten muss ja man die Neger in Afrika "Afroafrikaner" nennen?:-))

Das ist übrigens dasselbe, wie bei uns in Deutschland, wo man Deut-sche mit allen möglichen Bezeichnungen auseinander zu halten versucht: Ossi-Deutsche, Wessi-Deutsche, Russland-Deutsche, aber nicht konse-quenterweise Deutschland-Deutsche.

Über deutsche Nachkriegskomplexe mit Rassen und Nationalitäten will ich hier gar nicht reden! Ich habe sie nicht, weil ich meine "deut-schen Sünden und Schulden" in Gefängnis Sibirien abgebüßt hatte.

So viel zu Political Correctness, was man sagen darf, was man soll und muss. Davon halte ich gar nichts! Ich überlasse so eine pseudo-demokratische Scheiße den Politikern. Ich hatte es in der Ex-UdSSR satt, aber sogar dort zu sagen pflegte, was ich dachte und wollte. Ich nenne schwarz – schwarz, weiß – weiß und verlasse mich dabei auf mei-ne nie rassistischen Gefühle ("nicht boshaft gemeint" wie du es schön schreibst). Ich fand übrigens die Schwarzen in New York wirklich sehr nett und sogar netter als viele Weißen dort und hier, und liebenswürdig.

Dabei musste auch ich mit meinem "arischen" Aussehen von dorti-gen Schwarzen so eine Art von "umgekehrten" Rassismus erfahren. Als ich mit meiner Freundin ein Abschied-Geschenk für sie an der Juwe-liertheke in einem Kaufhaus kaufen wollte, ignorierte mich eine schwar-ze Verkäuferin von denen, die nun in NYC überall dominieren, und be-diente demonstrativ bevorzugt ihres gleichen schwarzen Kunden. Ich ließ es mir nicht gefallen und wir gingen weg ohne Geschenk, aber mit einem beschissenen Gefühl, ungerecht-rassistisch misshandelt zu sein!

Nach literarischen Gesetzen gilt es: Was mit Liebe gefühlsvoll be-schrieben wird, kommt auch gut an. So kann ich zu deinem Erschei-nungsbild in dieser Erzählung nur sagen, dass ich dich mit viel Liebe und Zuneigung als einen sehr sympathischen, aber auch professionellen Menschen beschrieben hatte und so gut du hier auch wegkommen sollst.

Die einzige etwas zwielichtige und zu dir gar nicht passende Passage, die auch nicht stattgefunden hatte, sondern von mir nachträglich so reininterpretiert wurde, ist die mit der Prämie, die dann am Montag an-geblich hätte von der Chefin kassiert werden können. Die passt irgend-wie auch nicht in dieser gutmütig-humoristische Erzählung und ich nehme diese wahrscheinlich raus.

Es sind das beste Kompliment und das beste Lob für mich, dass du beim Lesen sehr geschmunzelt hast! Nur das bezweckte ich auch bei meinen Lesern.

Schönes Wochenende und sonst alles Beste für dich!

Viktor


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