Viktor Eduard Prieb - Literatur
- Prosa
Das flüchtige Lächeln des Westens
Aus meinem im November 2021 verlegten Buch
(hier als PDF-Datei):
"Die Schließbarkeit des Kreises oder die zweihundertjährige Reise“. Teil 1: Der Zug fährt ab, Roman, 348 S.
ISBN (978-620-0-52043-2



Das flüchtige Lächeln des Westens
oder über die Breite und "das Taschengeld" der russischen Seele und darüber, wo der Bahnhof in Deutschland ist


Frühabends kam die polnische Ausreisegrenzkontrolle, die viel unauffälliger war als die bei der Einreise. Der Zug donnerte über die Oderbrücke - die DDR-Grenze und Grenzkontrolle. Die DDR-Grenzschutzsoldaten übten ihre Pflicht ordentlich und ohne jede Feindseligkeit aus. Sie wirkten zwar etwas verunsichert, zeigten aber immer noch ihren brüderlichen Respekt vor den sowjetischen von ihnen zu bestempelnden Reisepässen.

Gleich danach liefen die Schaffner durch die Abteile, verteilten die am Reisebeginn von ihnen eingesammelten Fahrkarten zurück und kündigten ihre baldige Ankunft in Berlin an, damit die Fahrgäste noch genug Zeit hätten, die noch vor Berlin abzuschließenden Toiletten zu benutzen, die Bettwäsche abzugeben und ihre Sachen einzupacken.

Als sich auch diese Hektik legte, dämmerte es bereits draußen. Hinter den Wagenfenstern erschienen immer mehr Häuser und Gärten in Vororten von Berlin. Immer mehr Lichter in Fenstern dieser Häuser gingen an und der Vater stellte sich mit etwas Heimweh vor, wie die Familien hinter diesen Fenstern und Gemäuern zum feierabendlichen Abendmahl zusammenkommen. Jedes Häuschen und jedes Fenster beherbergten die eigenartige, jahrelang aufgebaute und bewahrte Gemütlichkeit jeder darin wohnenden Familie.

Noch gestern Abend hatten sie auch ein - wenn auch ein provisorisches, rollendes - Zuhause, wo sie zusammen waren und ein Dach über dem Kopf hatten.

"In welches Bett gehen heute unsere Kinder, wenn wir jetzt, spätabends aus dem Zug aussteigen müssen?" - ging in Vaters Kopf, während der Zug durch Ost-Berlin fuhr und allmählich zu bremsen begann - "Na ja. Zusammen werden wir doch immer noch sein und das ist das Wichtigste. Irgendein Dach über uns ergibt sich schon irgendwie".

Aus dem Wagen ausgestiegen, stand die Familie dicht an der Wagentür ihres leer und dunkel gewordenen Zuges auf dem Bahnsteig eines großen Bahnhofs - eine kleine, verlorene Menschengruppe um ihre vier Gepäckstücke herum.

Sie standen unter einer hohen verglasten Riesenkuppel und hörten die von dort oben auf sie herabbellende Frauenstimme, ohne zu verstehen, worüber diese Stimme sie so laut zu informieren versucht. Der Bahnsteig wurde bereits leer und sie standen immer noch unbeweglich, ohne sich vom Fleck zu rühren und sich von diesem Zug zu entfernen, von keinem gegrüßt oder abgeholt.

Das war nicht geplant und erst jetzt spürten sie die Folgen der misslungenen Platzreservierung nach Duisburg. In Duisburg sollten sie abgeholt werden. Jetzt mussten sie selbst noch bis dorthin durch. Nach einiger Adaptionszeit konnten sie schon einzige Worte aus dem sich immer wiederholenden und widerhallenden Stimmengebell unterscheiden:

"Der Zug ... fährt ein", "Der Zug ... fährt ab".

Dazwischen waren wahrscheinlich irgendwelche ihnen voll unbekannten Ortsnamen, aber kein Wort, das dem Namen "Duisburg" ähnelte.

Also, von Dortoben war keine Hilfe mehr zu erwarten. Sie mussten in den Bahnhof hinein und bereits hier lag das erste Problem. Außer dieser Glaskuppel mit den Aus- und Einfahrtöffnungen war kein Bahnhofsgebäude zu sehen.

In Russland stieg man irgendwo draußen aus in die Dunkelheit, in den Schnee oder Regen hinein und sah gleich, irgendwo beiseite, so ein leuchtendes, anziehendes, eine Unterkunft bietendes Gebäude - den Bahnhof eben. In Moskau sahen sie zwar auch ähnliche Kuppeln, aber dann stand der Bahnhof am Anfang des Zuges vor der Lokomotive. Unter dieser Kuppel waren nur mehrere Bahnsteige, Gleise und manche stehenden oder in beide Richtungen ein- und ausfahrenden Züge zu sehen.

Verzweifelt standen sie noch eine Weile an ihrem Zug - womöglich ihre letzte Rettung und im Moment das letzte Bodenfeste, was sie noch hatten. Ihr Schaffner stand immer noch in der schwach beleuchteten Türöffnung und wartete, bis der Zug abgezogen wird.

- Wo ist denn hier der Bahnhof? - fragte ihn der Vater.

- Sie sollen hier, auf dem Bahnsteig, die Treppe hinunter gehen und dann kommen sie durch einen Tunnel ins Bahnhofsgebäude hindurch. - antwortete er, über ihre alles sagende Unentschlossenheit lächelnd.

Als kurz danach der Zug abgezogen wurde, gerieten sie fast in Panik. Dann übernahm der Vater endlich die Führung wieder:

- Also, los! Wir müssen jetzt diese verdammte Treppe und diesen verdammten Bahnhof finden.

Und in der Tat - fünf Minuten später standen sie schon in einem riesigen, reichlich beleuchteten und fast bekannt erscheinenden oder wenigstens aus der russischen Erfahrung vertrauten Raum des Bahnhofs. Ungewöhnlich war es nur, dass der Raum fast menschenleer war und keine Sitzbankfelder zu sehen waren, auf denen die Fahrgäste in Russland tage- und nächtelang in Erwartung ihrer Züge hausen mussten.

Es waren auch keine riesigen Warteschlangen an den Fahrscheinschaltern zu entdecken, in denen ewig fehlende Platzkarten erkämpft werden mussten. Also, es stimmte hier etwas doch nicht, um sich mit der russischen Erfahrung so richtig sicher zu fühlen.

Dann erkundeten sie das Schild "Information", das sie jetzt am dringendsten nötig hatten, und begaben sich dorthin. Unterwegs kam es zu einigen Streitigkeiten:

- Du hast ja in der Schule immer gute Noten im Deutsch gehabt. - wendete sich der Vater an die ältere Tochter - Jetzt gehst du zu diesem Schalter und fragst den Mann, wie wir von hier nach Duisburg kommen.

- Ach nein Papa! - widersetzte sich energisch die Vierzehnjährige - Dort, draußen, habe ich kein Wort verstanden. Du studiertest doch Englisch. Mit etwas von Deutsch und Englisch kommst du schon selbst zurecht. - ermutigte sie den Vater weiter.

- Studierte, studierte! So wie es jeder in Russland studierte und es gezielt so unterrichtet bekam, dass keiner einer fremden Sprache mächtig wäre und damit in die Fremde abhauen könnte. Ich lese englische Artikel und kann sogar meine Artikel in englischer Sprache verfassen, aber ich habe ja nie Englisch gesprochen! - jammerte der Vater, um seinen vorigen Feiglingsanfall zu vertuschen.

- Siehst du! Und was erwartest du dann von mir? - seufzte die Tochter erleichtert.

- Na, schon gut! Aber du bleibst gefälligst in meiner Nähe, stärkst mir den Rücken und stehst mir bei Not zur Hilfe. Zu zweit schaffen wir das irgendwie.

Der Vater begriff bereits, unter diesen armseligen Umständen, eine richtige Vorgehensweise: Nicht viel reden, wenn du es schon nicht kannst, sondern mehr zeigen. Deswegen holte er ihre Fahrkarten nach Duisburg sowie ihre Platzkarten bis Berlin heraus und legte das alles dem Mann am Informationsschalter vor.

Es funktionierte und der Mann erkannte ihr Problem schnell. Viel schwieriger war es, dem Vater die Lösung des Problems zu übermitteln. Der Mann versuchte sogar, einige russische Worte aus seinen DDR-Schuljahren herauszubemühen, aber sie irritierten nur den Vater - die Politik mit Fremdsprachen schien in allen Brüderländern ähnlich gewesen zu sein.

Schließlich schrieb der Informationsdiener alles auf einen Zettel und zeigte ihnen, wo sie jetzt hingehen sollen. Auf dem Zettel stand geschrieben, mit welcher S-Bahn und bis zu welchem Bahnhof sie weiterfahren sollen, um den Zug nach Duisburg zu finden.

Sie begaben sich zurück zu den Bahnsteigen, fanden ihren und warteten auf den auf dem Zettel bezeichneten S-Zug. Dabei musste der Vater immer wieder den Zettel mehreren Passanten vorzeigen, um sich zu vergewissern, dass sie immer noch auf dem richtigen Wege bleiben. Sie stiegen in die richtige S-Bahn ein und fuhren durch Berlin.

Über Berlin brach bereits nächtliche Dunkelheit aus und es war durchs Waggonfenster kaum etwas zu erkennen, außer einem Meer von Lichtern in mehrstöckigen Häusern der Hochbahn entlang. Ab und zu überquerten sie, mit ihrem Schnellzug hoch in der Luft schwebend, breite und hell beleuchtete Straßenflüsse mit vielen in ihnen schwimmenden Autos und Menschen und fühlten sich immer mehr verloren in diesem Riesenameisengeflecht.

Die Berliner stiegen ein und aus. Die Familie saß in einem kleinen Abteil des Waggons und blockierte mit ihren Gepäckstücken den Durchgang. Die übrigen Fahrgäste, die darüber stolpern mussten, nahmen es aber ungewöhnlich gelassen. Sie waren die einzigen unter den Fahrgästen, die so schwer beladen waren, so dass sogar dieses für ihr Anliegen recht mageres Gepäck jetzt auch für sie selbst zu groß und unpassend zu sein schien.

Nach einer Weile zeigte der Vater einem der Fahrgäste seinen Zettel und fragte:

- Wann?

- Zweite Station - antwortete der Gefragte und zeigte zwei Finger dazu.

Sie zählten zwei Stationen mit und stiegen in die Dunkelheit aus. Dieselbe Geschichte - ein sehr spärlich beleuchteter Bahnsteig, der sich sehr schnell von den Ausgestiegenen leerte, aber weit und breit kein Bahnhof zu sehen, den sie jetzt nun mit Sicherheit erwartet hätten, um weiter nach Duisburg zu fahren.

Nicht einmal eine Kuppel oder ein Dach war zu sehen, nur noch der dunkle Himmel über dem Kopf. Der Vater stellte dem letzten an ihm vorbeilaufenden Ausgestiegenen auf dem Bahnsteig seine fast krankhaft gewordene Frage, wo der Bahnhof sei. Der verwunderte Passant machte nur eine Handbewegung in die Richtung, aus der sie gerade angefahren kamen, und lief weiter. Es war offensichtlich, dass die Frage entweder falsch verstanden oder falsch gestellt worden war.

Vom Bahnsteig führte nur eine Holztreppe zu der Straße hinunter, durch die früher auch die anderen Ausgestiegenen verschwanden. Da war es schwer, etwas falsch zu machen, und sie gingen mutig die Treppe hinunter, die am Ende in einen Pfad überging. Unter all diesen Umständen ergriff den Vater ein sehr unangenehmes Gefühl, als ob sie sich mächtig verfahren hätten und auf einer fernen sibirischen Station angelangt wären.

Zum Glück hörten sie zwei Jungen auf dem Pfad, ein paar Meter vor ihnen, untereinander Russisch sprechen. Der Vater sprach sie auf Russisch an und erklärte ihnen detailliert, was sie wollen und wonach sie suchen.

Die zwei erwiesen sich als sowjetische, in der DDR studierende und sich hier gut auskennende Bürger aus Moskau. Sie zeigten auf ein weißes, hohes Gebäude mit mehreren riesigen Eingangstoren auf der Straße ihnen gegenüber und sagten, dass der Weg nach Westen über dieses Gebäude führe und dass es ein Grenzübergang sei.

Erst jetzt kapierte der Vater richtig, dass es kein Deutschland gab. Dass es nur die durch die Grenzen, Mauern und Grenzübergänge getrennten DDR und BRD sowie Ost- und West-Berlin gibt. Erst jetzt begriff er auch richtig, was für Schwierigkeiten und Umstände ihnen die Platzkarten "Moskau-Berlin" schon bereiteten und noch bereiten werden.

Die zwei begleiteten sie sicherheitshalber noch bis zu einem der Eingangstore. Die vier bedankten sich und gingen hinein. Innerhalb des Gebäudes sahen sie eine Reihe von Durchgängen und viele Menschen in Warteschlangen vor jedem Durchgang. Sie stellten sich in einer Schlange an - vorne der Vater mit zwei Koffern und zwei bereitgehaltenen Reisepässen. Es ging sehr zügig voran und plötzlich stand der Vater wieder vor einem DDR-Grenzschutzpolizisten.

Der Vater stellte seine zwei Koffer ab und zeigte ihre Reisepässe dem Polizisten. Der Polizist erwies aber kein großes Interesse an ihren Reisepässen, blickte nur flüchtig hinein und machte eine eindeutige Handbewegung:

- Schnell, weiter durch!

Hinter dem Durchgang gelangten sie zuerst auf einen langen Rollsteig und an seinem Ende auf eine hochfahrende Rolltreppe, die sie plötzlich auf einen breiten, sauberen und hell beleuchteten Bahnsteig ausspuckte. Endlich überlief sie das längst ersehnte Gefühl von einer anderen Welt. Alles war anders und ungewöhnlich hier, so dass man nicht im Einzelnen sagen konnte, woran es lag.

Vor allem wunderte diese blendende Helligkeit, die auf einmal alle in dunklen Ecken lauernden Ängste und Unsicherheiten wegpustete. Dann die Sauberkeit - der Bahnsteig glänzte davon besser als der Fußboden mancher Wohnzimmer - keine Zigarettenkippen, kein Papierchen, keine Spucke, kein Fleckchen - rein gar nichts. Oben drein herrschte absolute Ruhe auf diesem Bahnsteig: keine Hektik, keine in Scharen hin und her laufenden, verärgerten Fahrgäste.

Einige Anwesenden saßen auf breiten Bänken und warteten offensichtlich auf ihre Züge. Die Familie kam auf so ein auf einer Bank sitzendes Pärchen zu und der Vater fragte in seinem Deutsch, wie sie nach Duisburg kommen sollen. Der Mann und die Frau lächelten ihnen bereits bei ihrer Annäherung sehr freundlich zu.

Nach Vaters Frage wurden sie jedoch unruhig und fragten etwas auf Englisch zurück, was wiederum den Englisch studierenden, aber englische Rede nie hörenden Vater eher in Panik versetzte, als dass es ihm weiterhalf. Der Vater gab auf, lächelte dem Pärchen schief zurück und ging weiter nach einer Antwort suchen.

Das Pärchen dachte aber gar nicht daran aufzugeben. Die Frau lief über den Bahnsteig, kam bald zurück mit einem Wörterbuch in der Hand und sprach nun den Vater auf ihrem Wörterbuchdeutsch selbst an. Die Atmosphäre war so locker, dass auch die beiden Töchter ihre Ängste überwanden und dem Vater - die Ältere mit ihrem bereits erprobten Schuldeutsch, die jüngere mit ihrem Schulenglisch - zu Hilfe kamen. Auch der Vater überwand den ersten Schock vom lebendigen Englisch, entspannte sich und versuchte selbst sogar einige englische Sätze zu konstruieren.

So stellten sie gemeinsam auf einem Gemisch aus dem beiderseitig schlechten Deutsch und dem seitens der Familie schlechten Englisch schnell fest, dass der gefragte Zug in einer halben Stunde auf diesem Gleis ankommt, was allerdings auf einem über ihrem Kopf leuchtenden Informationsmonitor bereits angezeigt stand und von ihnen abgelesen wurde. Dort konnten sie endlich das Wort "Duisburg" ersehen und sich - zu ihrer größten Erleichterung - überzeugen, dass es in Deutschland so eine Station namens Duisburg überhaupt gibt.

Im weiteren, sich nicht abbrechen wollenden Gespräch stellten sie ebenfalls fest, dass das Pärchen extra aus Belgien herkam, um Berlin zu besuchen und ein Stück Berliner Mauer zu ergattern. Die Belgier zeigten auch gleich ihre aus mehreren kleineren und größeren Betonstücken - manche noch mit dem bunt bemalten Putz drauf - bestehende Beute.

Als sie hörten, dass die Familie aus Russland kommt, waren sie durch solche historischen Ereignisse überwältigt und schenkten den beiden Töchtern - als Zeichen dieser internationalen, hier an der Grenzlinie geteilten Deutschlands gerade entstandenen Freundschaft zwischen einer belgischen und einer russischen Familie - je ein kleines, graues Betonstück. Die beiden waren allerdings ohne den bemalten Putz. Dieses Erlebnis war noch ungewöhnlicher als die Helligkeit und die Sauberkeit dieses Bahnsteigs und wurde gleich von der Familie als nichts anderes als "das lächelnde Gesicht des Westens" wahrgenommen.

Also, bei aller angeblichen "Breite und Tiefe" der russischen Seele und bei aller russischen Gastfreundlichkeit galt solche Offenheit und Freundlichkeit - wenn überhaupt - nur innerhalb des engsten Kreises von nächsten Freunden zu Hause. Draußen war es meistens gefährlich im sowjetischen Staat. Keiner durfte sich auf der Straße sicher fühlen. Wenn ein Bürger gerade von Kriminellen nicht beraubt, von besoffenen Kumpanen nicht angemacht und aus ihrem Spaß nicht niedergeschlagen wurde, war er der Willkür der Miliz ausgesetzt.

Beim kleinsten Verdacht auf Alkohol - der Geruch von einem Schluck Bier genügte - konnte dieser Bürger in einer Ausnüchterungszelle landen. Dabei spielte dieser von Bürgern - trotz immer häufigeren Preiserhöhungen - gern konsumierte und ihnen gern und offiziell verkaufte Alkohol die gleiche Rolle für die leeren sowjetischen Staatskassen, wie die des von Autofahrern verbrauchten Benzins für die Staatskassen Deutschlands. In Deutschland wäre es aber kaum vorzustellen, einen Autofahrer dafür mit der Verhaftung zu bestrafen, dass er zu viel Auto fährt und zu viel Benzin verbraucht.

In der UdSSR dagegen wurde ein Mensch für seinen "Benzinverbrauch" für die ganze Nacht in dieser Zelle festgehalten und musste dann noch die Übernachtung in so einem stinkenden Loch zum Preis eines Fünfsternehotels bezahlen. Zu diesen Verlusten kam dann auch noch das von den Milizionären aus den Taschen weggenommene Geld hinzu.

Besonders streng war die Miliz in dieser Frage am Ende eines Monats oder eines Jahresquartals, denn die Miliz gehörte auch zur Planwirtschaft dazu und musste zu diesen Terminen ihre Berichte und Einnahmen aufpolieren. Aber auch in der übrigen Zeit war solche Festnahme sehr wahrscheinlich, denn es mangelte den Milizionären ständig am "Taschengeld", welches aus den Taschen von auszunüchternden Trinkern - als "Melkkühe" des Kommunismus - aufgestockt werden "durfte".

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